Hutgeschichten

Gute Dinge geschehen auch

Angehalten

October 3rd, 2018

Es ist wieder soweit: Der Zahnarzt steht an.

Seit wir umgezogen sind, ist mein Weg von unserer Wohnung zum Zahnarzt etwa eine halbe Stunde Fußmarsch lang. Das ist nicht schlimm, denn ich laufe gern und die Bewegung tut mir gut. Den Weg kenne ich auch, da der Arzt unweit unserer alten Wohnung seine Praxis hat. Alles halb so wild.

Ich gehe also rechtzeitig los und laufe an einer der breiten Straßen entlang, biege auf eine etwas weniger breite aber noch immer gut belebte Seitenstraße ab und gehe weiter, bis ich an einen zweigegliederten Überweg komme. Da gibt es auch eine Ampel, ganz brav mit Knopf für unsere blinden Mitbürger, den ich natürlich drücke und warte, bis ich das Signal bekomme, losgehen zu dürfen.

Die Schaltungen hier sind mitunter etwas gewöhnungsbedürftig. Es kann also durchaus dauern, bis es endlich grün wird. Und wer steht schon an der Ampel und kuckt auf die Uhr um zu sehen, wie lange er da schon steht. Ich warte also.

Und warte.

Und plötzlich hält neben mir ein kleiner Transporter an, was mich verwundert. Irritiert ziehe ich meine (so oder so leise gestellten) Ohrstöpsel raus und sehe verwirrt zu dem Mann, der da jetzt auf mich zu kommt. “Da können sie lange warten, dass es grün wird! Die Ampel ist kaputt.” Er hat etwa meine Größe und muss wohl ein Handwerker sein irgendeiner Art, denn er bietet mir sofort den Arm an und ich merke deutlich die Muskulatur unter dem Pullover. “Darf ich ihnen kurz über die Straße helfen?”

Das macht er dann auch. Einfach so. Er hat gehalten, als würde er das ständig tun, als hätte er sich genau da mit mir verabredet. Fragt höflich, hilft, bekommt von mir ein etwas überfordertes “Danke!” und zieht wieder seiner Wege.

Danke, Mensch.

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